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Pferdekrankheiten: Equines Cushing Syndrom

Ein an Cushing erkranktes Pferd. Hier deutlich am Fell erkennbar. (c) Abujoy
Ein an Cushing erkranktes Pferd. Hier deutlich am Fell erkennbar. (c) Abujoy

Pferdekrankheiten sind immer ein großes Thema. Es geht um unsere Liebsten.  Besonders, sollten wir informiert sein, wenn es sich um eine so zahlreich auftretende Krankheit handelt, wie diese. In einem der letzten Blogartikel habe ich Euch bereits die fünf häufigsten Pferdekrankheiten vorgestellt. Auf Platz 4 landete das Equine Cushing Syndrom kurz ECS und genau das möchte ich Euch heute noch einmal näher beleuchten.

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Die 5 häufigsten Pferdekrankheiten

Im heutigen Blogeintrag möchte ich Euch die 5 häufigsten Pferdekrankheiten vorstellen. Ihr werdet hier sowohl die Aufstellung, als auch eine kleine Beschreibung zum jeweiligen Krankheitsbild finden. In den nächsten Blog Einträgen zum Thema „Pferdekrankheiten“ werde auf ich die einzelnen Krankheitsbilder für Euch noch einmal detailliert eingehen.

Gleich zu Beginn möchte ich hervorheben, dass es sich hierbei nicht um kleinere Schrammen handelt, sondern um Krankheiten, die von einem Tierarzt behandelt werden mussten.

Die Daten stammen von einer Pferdekrankenversicherung aus Großbritannien, die über 1 Mio Pferde versichert hat [1]. Deutsche Pferdekrankenversicherungen gaben auch auf Nachfrage leider keine Daten preis. Die Quellenangaben für weitere Informationen befinden sich wieder am Ende des Textes.

Welche Krankheiten sind die Häufigsten?
Abbildung verändert aus [1]
Abbildung verändert aus [1].
  1. Arthrose (Achtung, hier gibt es Übersetzungsprobleme: Arthritis auf Englisch meint nicht die Arthritis (Gelenksentzündung) auf Deutsch!)
  2. Kolik
  3. Hufrehe
  4. Equines Cushing Syndrom
  5. Fesselträgerentzündung

 

Arthrose

Die List der Top 5 der häufigsten Pferdekrankheiten, die eine Tierarzt-Behandlung nach sich ziehen, führt an: die Arthrose, oder zu deutsch ein Gelenkverschleiß, der über das „normale“ Maß hinaus geht. Bekannt ist diese Erkrankung besonders, weil es auch den Menschen betrifft. Die verschiedenen Stadien der Krankheit reichen von einer Ausdünnung der Knorpelschicht (gesunder Knorpel: elastisches, biegestabiles Gewebe)bis hin zu massiven Veränderung der Knochen [3]. Die Hauptursache für den starken Gelenkverschleiß bei Pferden sind Fehlstellungen der Gliedmaßen, die manchmal auch durch fehlerhafte Hufbearbeitung entstehen. Ursachen können auch Verletzungen oder Traumata, Übergewicht, falsche Haltung und Fütterung sein. [2] Die Symptome äußern sich oft erst mit fortgeschrittenen Verschleißerscheinungen. Die Pferdebeine werden „steif“, und die Pferde lahmen zu Anfang oder nach stärkerer Belastung. Eine „Heilung“ gibt es nicht. Das betroffene Gelenk verschleißt, genau wie beim Menschen mit den Jahren immer weiter. Durch gezielte, nährstoffreiche Fütterung kann das Fortschreiten verlangsamt werden. Besonders wichtig ist die stetige Bewegung. Dies hält den Blutkreislauf in Schwung, der wiederum die Gelenke mit wichtigen Nährstoffen versorgen kann.

 

Kolik

Auf Platz 2 landet die Kolik. Der Begriff Kolik beschreibt zunächst sehr unspezifisch Schmerzen im Bauchraum, besonders auf Grund von Fehlfunktionen im Magen- und Darmtrakt des Pferdes [4]. Die typischen Symptome, die sicher jeder Pferdemensch schon einmal sehen musste, sind unruhige Pferde, die scharren, flehmen oder sich an den Bauch schlagen. Bei noch stärkeren Schmerzen kann es zu stoß-artigem Atem und Schweißausbrüchen kommen. Auch das charakteristische „hinlegen-wollen“ ist ein deutliches Erkennungsmerkmal. Die Ursachen sind zahlreich. Die häufigste Ursache ist ein Verschluss des Darms, welches beispielsweise durch nicht ausreichend verdautes Futter herbeigeführt werden kann. Auch Verschlingungen, Verlagerung oder Einklemmungen können mögliche Ursachen sein. Besonders bei nervösen Pferden kann es zu sog. Stresskoliken (z. B. bei längeren Transporten) kommen. [5] Sollten Symptome auftreten gilt es sofort den Tierarzt zu rufen. Nur dieser kann sicher bestimmen, welche Ursache dem „Bauchweh“ des Pferdes zu Grunde liegt – und dementsprechend handeln und weitere Schritte einleiten.

 

Hufrehe

Abbildung aus [6].
Abbildung aus [6].
Die Hufrehe ist nach der englischen Quelle die dritt-häufigste Pferdekrankheit. Für jeden Pferdeliebhaber ist diese Krankheit ein gefürchteter Schreck. Diese Entzündung führt dazu, dass sich die Hufkapsel von der Lederhaut ablöst und in Extremfällen zum sog. „Ausschuhen“ führen kann.  Pferde, die an Rehe leiden, findet man oft in typischen Entlastungspositionen, wie auch auf dem Bild rechts zu sehen ist. Zusätzlich sind sie unruhig, haben erhöhte PAT-Werte (Puls, Atmung, Temperatur) und Fressen nicht. Das Lahmen ist oft hochgradig.  Die Hauptursache für Rehe ist die Gabe von zu viel energiereichen Futters. [6] Weitere Ursachen gibt es bei dieser Krankheit viele. Man spricht von Vergiftungsrehe, Belastungsrehe, oder auch von Geburtsrehe. Die Rehe ist ein absoluter Notfall und bedarf sofortige tierärztliche Behandlung.

 

Equines Cushing Syndrom

Das Equine Cushing Syndrom, oder kurz auch nur Cushing Syndrom beschreibt eine Hormonstörung des Stresshormons Cortisol. Diese wird durch eine Überfunktion der Nebennierenrinde ausgelöst, welche wiederum einem Tumor zu Grunde liegt (oder beim Pferd häufiger durch eine altersbedingte Erscheinung). In Deutschland findet man die Krankheit im Vergleich zu Großbritannien seltener. Die Symptome sind breit gestreut und werden oft als Alterserscheinungen eingestuft. Fell verändert sich, das Pferd wird sehr anfällig gegenüber sämtlichen Krankheiten, Muskeln bilden sich zurück, die Pferde magern ab oder es ist übermäßiger Durst zu beobachten. Eine Heilung gibt es für diese Krankheit nicht. Die Symptome können mit bestimmter Medikation jedoch vermindert werden.  [4, 7]

 

Fesselträgerentzündung

Abbildung aus [6].
Abbildung aus [6].
Der Fesselträger mit seinen komplizierten Sehnenstrukturen ist eine viel belastete Struktur des Pferdes – und das nicht nur beim Springen, wie manch spektakuläres Bild vermuten lässt. Die Pferde zeigen zu Beginn leichte Lahmheiten, oder auch nur Unwilligkeit beim Reiten. Auch wirkt das Pferd oft klemmig, weshalb der erste Schluss der Reiter auf die Problemstelle „Rücken“ fällt. Das Problem wird so oft überritten, weshalb die eigentliche Entzündung immer mehr anwachsen kann. Die betroffene Stelle schwellt daraufhin an (z. B. wie im Bild links zu sehen). Auch stellt sich oft eine Fehl-/Entlastungsstellung ein, wobei die Pferde versuchen den Fesselträger zu entlasten und diesen sehr stark durchbeugen. Therapieansätze gibt es für diese Krankheit zu Mengen. Beste Heilungschancen haben Therapien, bzw. Kombinationen, die die Durchblutung im betroffenen Bereich anregen. So kann die Entzündung durch körpereigene „Helferlein“ abklingen.

 

Dies waren die 5 häufigsten Pferdekrankheiten. Ich hoffe ich konnte Euch hiermit einen guten Überblick liefern. Wie versprochen wird in den nächsten Blogeinträgen zum Thema Pferdekrankheiten dann näher auf die einzelnen Krankheiten eingegangen. Wer Wünsche oder Anregungen für kommende Blogeinträge hat kann diese natürlich gerne an mich senden. Bis dahin wünsche ich noch eine schöne Woche und bis nächsten Mittwoch 🙂


Quellen:

[1] petplanequine.co.uk/top5
[2] https://www.masterhorse.de/expertentipps/arthrose-gelenke/arthrose-beim-pferd
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Arthrose
[4] Hayes, K. E. N. – Pferdekrankheiten Kursbuch – 1997 erschienen in der BLV Verlagsgesellschaft mbH
[5] https://de.wikipedia.org/wiki/Kolik_beim_Pferd
[6] Wintzer, H.-J. – Krankheiten des Pferdes – 1999 erschienen im Georg Thieme Verlag
[7] https://de.wikipedia.org/wiki/Equines_Cushing-Syndrom
[8] St. Georg Ausgabe 7/2015 – Artikel „Fesselträger“

 

Druse Erkrankung beim Pferd

Aus aktuellem Anlass – dem wiederholten auftreten der Druse Krankheit in und um Franken – soll das Thema hier – im neuen Blog – verständlich, aber dennoch ausführlich für Euch umrissen werden. Quellen-Angaben für weitere persönliche Recherchen befinden sich am Ende des Textes. Ein besonderer Dank geht an Dr. Klaus Vornberger der Pferdepraxis Speikern für die umfangreiche Fachauskunft.

Druse ist eine hochansteckende, oft schmerzhafte, bakterielle Infektionskrankheit der oberen Atemwege, die in seltenen Fällen bis zum Tod des Tieres führen kann [1].
Alle gesund bleiben!
Eine gesunde Nase – immer schön drauf achten 🙂

Klinisch äußerst sich die Infektion vor allem als eine eitrige Entzündung der Lymphknoten [2].

Lymphknoten sind ein elementarer Bestandteil des Abwehrsystems, denn sie dienen als eine Art Filterstation. Sie enthalten spezielle weiße Blutkörperchen, die fremde Zellen und Moleküle erkennen und darauf eine Immun-/Abwehrantwort auslösen.

Sind die Abwehrkräfte des Pferdes geschwächt kann sich das Bakterium Streptococcus equi subsp. equi in den Lymphknoten einnisten. Dort kommt es zu einem Funktionsverlust durch ein Gemisch aus getrockneter Flüssigkeit, sowie toten Zellen: Eiter[3].

Besonders betroffen von der Druse-Erkrankung sind junge Pferde, auch wenn sie die wohl „fittesten“ Abwehrkräfte besitzen. Ältere Pferde können durch einen bereits erfolgten Kontakt mit dem Bakterium eine sog. Immunität aufbauen – sie entwickelten also spezielle Abwehrkräfte. Diese Immunität kann entweder nach erfolgreich kurierter Krankheit, oder nach Kontakt ohne Erkrankung gebildet werden. Junge Pferde besitzen diesen Schutz nicht. Im Gegensatz dazu kann aber auch bei älteren Pferden eine Erkrankung nicht ausgeschlossen werden. Besonders bei regulärer Einzeltierhaltung besteht besondere Gefahr. Auch der allgemeine Zustand des Immunsystems kann ein Risiko darstellen. [2]

Wie kann ich erkennen ob mein Pferd erkrankt ist?

Bei Druse beträgt die Inkubationszeit, d. h. die Zeit zwischen Ansteckung und Ausbruch der Krankheit, bis zu 31 Tage [5]. Erste Anzeichen sind oft überdurchschnittliche Mattheit, gefolgt von Fieber und Symptomen wie grünlich-gelber Nasenausfluss (stark erregerhaltig!!) , Appetitlosigkeit, Husten oder auch die typischen Schwellungen im Kopfbereich (besonders im Bereich des Unterkiefers, fortgeschritten in den Ganaschen). Das Pferd versucht die schmerzhaften Schwellungen oft durch Senken des Kopfes zu entlasten, bzw. auch um eventuelle Atmungsbeschwerden auszugleichen. [4]

Wie wird die Krankheit übertragen?

Leider kann jeder direkte Kontakt von Pferd zu Pferd (v. a. Maul und Nase) zu einer Erkrankung führen. Auch sogenannte Träger stellen oft den Übertragungsweg dar. Träger sind vor allem Pflegepersonal, Tränken und Futtertröge oder Gebisse. [2]

Wie schütze ich mein Pferd?

Das Pferd kann sich vor allem durch seine eigenen Abwehrkräfte schützen. Wie empfindlich ein Pferd gegenüber den Bakterien ist, ist wie bereits oben beschrieben sehr variabel.
Wir, als Besitzer und Reiter sollten sicherstellen, dass unsere Tiere über einen ausreichenden Impfschutz verfügen. Besonders sind hier die Virusinfektionskrankheiten Influenza und Herpes zu nennen, denn Druse tritt häufig als eine sog. „Huckepack-Infektion“ auf [5]. Auch „Erkältungen“ sollten auf Grund geschwächter Abwehrkräfte nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Lange Transporte, Pferdeansammlungen und (Über-)Anstrengungen begünstigen zudem die Gefahr einer Erkrankung. [4]

Was muss getan werden, wenn ich vermute, dass ein Pferd erkrankt ist?

Das wichtigste zuerst: sobald auch nur geringster Verdacht besteht, dass ein Pferd an Druse erkrankt sein könnte, sollte dieses umgehend separat – bei Boxenruhe – gestellt werden und sofort ein Tierarzt benachrichtigt werden. Nur dieser kann mit Sicherheit bestätigen, ob es sich um einen Druse-Fall handelt. Die weitere Behandlung, d. h. ob z. B. eine Antibiotika Therapie sinnvoll ist, kann nur dieser korrekt einschätzen. Zu bemerken ist, dass die Antibiotika-Gabe entgegen mancher Quellen nicht die „Lösung für alles“ ist!

Besonders sollte darauf geachtet werden, dass alle Gegenstände mit denen das Pferd in Kontakt getreten ist gründlich gesäubert und wenn möglich desinfiziert werden. Darunter fallen auch Tränken, Tröge oder Boxenwände. Auch die eigenen Hände sind ein „beliebter“ Übertragungsweg. Hier empfehlen sich Einmalhandschuhe. Der infektiöse Keim überlebt im Boxenmilieu noch Tage bis Wochen! [4]

Auch unsere Pferdepfleger stehen für die weitere Pflege in der Pflicht. Am praktikabelsten für diese ist es, zuerst die gesunden Pferde zu versorgen und erst im Anschluss die Erkrankten. Desinfektionsmaßnahmen, sowie Kleidertausch sind anschließend empfehlenswert.

Auch wenn die Krankheit nicht meldepflichtig ist, sollte es im Sinne unserer Pferde selbstverständlich sein, verantwortungsvoll mit dieser Krankheit umzugehen und eventuell auch andere Reiter aus anderen Ställen über das Auftreten zu informieren.

Was für Komplikationen können auftreten?

Manchmal wandert die Infektion von den vorderen Lymphknoten am Unterkiefer weiter in Richtung Ganaschen und Halsbereich (=Druse-Metastasen) [4]. Dort kann es nicht nur zu Luftnot auf Grund einer Verengung der Luftröhre, sondern auch bei „Aufplatzen“ der Eiterblasen zu einer Entleerung in die Luftsäcke der Lunge kommen. Die Folgen sind dabei ähnlich wie bei einer Lungenentzündung durch fremde Substanzen beim Menschen. Bei stark fortgeschrittenem Stadium kann es zudem zu einer sog. Sepsis, einer Blutvergiftung kommen [5]. In wenigen Fällen kommt es zu einer „Besiedelung“ der Druse-Metastasen im restlichen Pferdekörper [2].

Nach Wintzers – Krankheiten des Pferdes liegt die Mortalitätsrate, d. h. Pferde, die auf Grund einer Druse Erkrankung sterben, bei 3%. Werden die Komplikationen mit einberechnet liegt diese Rate bei 8%. Bei diesen Daten muss allerdings hinzugefügt werden, dass diese bereits vor der Jahrhundertwende erhoben wurden. Die durchschnittliche Erkrankungsdauer liegt bei 2-4 Wochen (in schweren Fällen auch länger, besonders eine korrekt durchgeführte  Antibiotika Therapie kann lange andauern) [4].

 

Ich hoffe ich konnte Euch einen guten Überblick über die Druse-Krankheit bei Pferden geben. Alle dargestellten Informationen wurden gewissenhaft aus den angegebenen Quellen gesammelt und zusammengestellt. Bei weiteren Fragen, oder Anregungen kann sich gerne an mich gewendet werden.

Zuletzt auch noch eine kleine Vorankündigung: Nächsten Mittwoch gibt es wieder einen neuen und längeren Eintrag – zusammengefasst im neuen Blog 🙂 Ich freue mich auf zahlreiche Leser.


Quellen:

[1] Hayes, K. E. N. – Pferdekrankheiten Kursbuch – 1997 erschienen in der BLV Verlagsgesellschaft mbH
[2] Klinik für Pferde, Innere Medizin und Reproduktion – Aktuelle Informationen zur DRUSE-Erkrankung beim Pferd – Ludwig Maximilians Universität München
[3] Purves et al. – Biologie – 2011 erschienen im Springer Spektrum Verlag
[4] Wintzer, H.-J. – Krankheiten des Pferdes – 1999 erschienen im Georg Thieme Verlag
[5] Interview mit Dr. Klaus Vornberger – Pferdepraxis Speikern