Pferdekrankheiten: Equines Cushing Syndrom

Ein an Cushing erkranktes Pferd. Hier deutlich am Fell erkennbar. (c) Abujoy
Ein an Cushing erkranktes Pferd. Hier deutlich am Fell erkennbar. (c) Abujoy

Pferdekrankheiten sind immer ein großes Thema. Es geht um unsere Liebsten.  Besonders, sollten wir informiert sein, wenn es sich um eine so zahlreich auftretende Krankheit handelt, wie diese. In einem der letzten Blogartikel habe ich Euch bereits die fünf häufigsten Pferdekrankheiten vorgestellt. Auf Platz 4 landete das Equine Cushing Syndrom kurz ECS und genau das möchte ich Euch heute noch einmal näher beleuchten.

Die Symptome eines von Cushing betroffenen Pferdes sind vielfältig. Bei zahlreichen erkrankten Pferden tritt langes, struppiges Fell auf (siehe Bild). Auch kann es sein, dass sich dieses hin zum Sommer nicht oder erst sehr spät wechselt. Ebenfalls auf dem Bild erkennbar ist die wenige Muskulatur mit Senkrücken, was auch oft in Verbindung mit einem dicken, durchhängendem Bauch steht. Sie zeigen häufig Teilnahms- in Kombination mit Appetitlosigkeit. Die Pferde trinken extrem viel, scheiden als Folge sehr viel Urin und Schweiß aus. Besonders problematisch ist die hohe Infektionsanfälligkeit, die das Pferd noch zudem schwächen. In 50 bis 80% der Fällen kommt es hinzukommend noch zu der gefürchteten Hufrehe.

Nachdem die Frage geklärt wurde, wie ich ein solches Pferd erkenne geht es nun zur Frage, was eigentlich im Körper passiert – es kommt also die Biologie ins Spiel.
Im unteren Bild ist ein kleines Schema für Euch aufgezeichnet, damit man den doch nicht ganz einfachen Zusammenhang besser nachvollziehen kann. In rot dargestellt sind die Organe des Pferdes – zumindest ein Teil davon 😉 Hinten die Niere mit der wichtigen Nebennierenrinde, sowie vorne im Kopf das Gehirn mit der sog. Hirnanhangdrüse. In dieser Drüse wird beim gesunden, wie beim erkrankten Pferd das Hormon ACTH ausgeschüttet. ACTH wird vor allem bei Stresssituationen vermehrt ausgeschüttet, weshalb es auch als Stresshormon bekannt ist. Als Folge der ACTH Ausschüttung (grüner Pfeil) kommt es zur Synthese, d. h. zur Herstellung des Hormons Cortisol. Ein erhöhter Cortisolgehalt im Blut führt zu einer Stressreaktion des Körpers (blaue Pfeile).

Eine Ausschüttung von ACTH in der Hirnanhangdrüse bewirkt eine Ausschüttung des Stresshormons Cortisol in der Nebenierenrinde.
Eine Ausschüttung von ACTH in der Hirnanhangdrüse bewirkt eine Ausschüttung des Stresshormons Cortisol in der Nebenierenrinde.

Der Körper würde so z. B. auf den Angriff eines Säbelzahntigers reagieren. Die Herzfrequenz erhöht sich, so dass alles gut durchblutet wird und wir schnell wegrennen können. Die Augen weiten sich, um noch weitere potenzielle Feinde ausfindig zu machen. Auch werden sofort Futterreserven geplündert um genügend Energie zur Verfügung zu stellen, der Blutzucker ist also erhöht. (Mit diesem Hintergrundwissen lässt sich auch der Muskelabbau des Pferdes gut erklären.)

Der Regelkreislauf, wie er oben abgebildet ist, ist beim ECS erkrankten Pferd gestört. Es wird zu viel ACTH und somit zu viel Cortisol freigesetzt. Der Körper des Pferdes ist permanent unter Stress. Dies kann mehrere Gründe haben. Erstens könnte ein (gutartiger)Tumor an der Hirnanhangdrüse vorhanden sein, welcher die Freisetzung des ACTH stört. Dieser Grund tritt beim Menschen (bei dem diese Krankheit ebenfalls vertreten ist) allerdings häufiger, als bei unseren Vierbeinern auf. Auch kann eine Nebennierenüberfunktion der Grund für eine solche Erkrankung sein. Zuletzt kommt auch eine Dopamin-Unempfindlichkeit in Frage, die sich oft bei älteren Pferden zeigt (welche die am häufigsten Betroffenen sind). Dopamin ist ein weiteres Hormon, welches eine Rolle im Regelkreislauf spielt. Wenn die Dopaminausschüttung verringert ist, so kommt es ebenfalls zu einer erhöhten Freisetzung von ACTH.

Auch soll die Frage beantwortet werden, wie Cushing überhaupt festgestellt werden kann. Die Diagnosemöglichkeiten haben sich in den letzten Jahren stark verbessert. Der Tierarzt kann die Krankheit mittels verschiedener Bluttest sicher einstufen. Nur eine dieser Möglichkeiten ist die Bestimmung des ACTH-Wertes im Blut. Auch kann eine spezielle Blutzuckermessung erfolgen.
Sobald die Krankheit sicher festgestellt worden ist, kann eine Therapie erfolgen. Dies ist mit Hilfe des Wirkstoffes Pergolid, einem Dopamin-„Ersatz“ möglich. Auf dem Markt erhältlich ist dazu das bisher einzige Medikament Namens Prascend. 4 – 6 Wochen nach Behandlungsbeginn treten bei den meisten Pferden erste Verbesserungen ein. Doch, ähnlich wie beim Menschen besitzt auch dieses Medikament Nebenwirkungen, die vor allem in den ersten Wochen und meistens nur vorübergehend auftreten. Darunter fallen in leichteren Fällen apathisches Auftreten, aber auch Koliken.

Hervorzuheben ist, dass Cushing KEIN Todesurteil für das Pferd ist. Viele Pferde (ca. 70% [2]) werden nach Einstellung mit den Medikamenten ganz normal gearbeitet. Wichtig ist vor allem ein gutes Management und aufmerksame Besitzer/Reiter.

Einen real-life Erfahrungsbericht über/mit dieser Krankheit kann man von Christina Braunecker auf Youtube bekommen. Sie ist durch ihre Facebook-Fanpage „Rubinio B und Christina“ sehr bekannt geworden und ihr liebster Vierbeiner bekam die Diagnose letztes Jahr im November. In vielen Videos, mit immer neu hinzukommenden Updates, berichtet sie über Rubinios Leben mit Cushing. Für alle Betroffenen oder Interessierten wirklich sehr zu empfehlen.

Ich hoffe ich konnte Euch einen ausführlichen Einblick in dieses Krankheitsbild geben und freue mich auf Feeback. Bis dahin bis nächsten Mittwoch 🙂


Quellen:

[1] Videoaufzeichnung des Webinars mit Dr. Kai Kreling des Youtube-Kanals „Pferde Connection“. Thema: „Cushing – Equines metabolische Syndrom (EMS)“: https://www.youtube.com/watch?v=P12aDUR050o
[2] http://www.cushing-hat-viele-gesichter.de/was-ist-cushing-.aspx