In Zahlen – Wir Reiter und Pferdebesitzer

Wir Reiter sind ganz anders als ihr Menschen  – doch wer sind wir? Klar, wir kennen uns und einige aus unserem Stall ganz gut – aber so aufs „Ganze“ gesehen? Forscher von der Georg-August-Universität aus Göttingen haben sich eben diese Frage gestellt [1] und die Antworten würde ich Euch gerne im heutigen Blog zeigen.

Vorurteil Frauendomäne – wahr?
Männer und Frauen, die häufig reiten.
Männer und Frauen, die häufig reiten.

Dem Reitsport wird oft nachgesagt, dass dieser eine reine Frauendomäne sei. Tatsächlich lässt sich dieses Vorurteil mit den Daten der Göttinger Wissenschaftler bestätigen. 78% der (deutschen) Reiter sind Frauen! Bei den Zahlen der Pferdebesitzer überwiegt der Frauenanteil ebenfalls deutlich. Nur 36% der Pferdebesitzer sind männlich. Vergleicht man diese Daten mit den Ranglisten der besten deutschen Reiter [2] ist das Ergebnis aber doch recht verteilt. Die Dressur ist die einzige „frauendominierte“ Sparte. Nur 2 Männer befinden sich hier unter den Top 10. Die Vielseitigkeit ist mit einem Anteil von 4 Frauen und 6 Männern ziemlich ausgeglichen. Im Springen findet man hingegen eine deutliche Männerdomäne. Gerade einmal eine Frau befindet sich unter den besten 10 – und das genau auf Platz 10: Janne-Friederike Meyer.

Im Internet findet man zu diesem Phänomen, d. h. wenige Männer, die Reiten, aber sehr viele erfolgreiche Männer zahlreiche Diskussionen [3]. Frauen sind doch viel einfühlsamer um mit dem sensiblen Tier Pferd umzugehen – männliche Muskelkraft ist verpönt und braucht es ja auch nicht. Männer sollen wagemutiger sein – und setzen sich so auch auf „Verbrecher“ mit 4 Hufen (interessante Wortwahl, oder?). Die Spekulationen gehen weiter über den Kinderwunsch der Frau, die bei Schwangerschaft ausfällt und dementsprechend ihren Sport eine ganze Weile nicht ausüben kann. Auch ist auffällig das so genannte „Pferde-“ und „Reitsportgurus“, wie Monty Roberts, Pat Parelli, Michael Geitner, Eckart Meyners etc. alles Männer sind. Vielleicht ist es für Frauen wichtiger einen Partner zu haben und eine Beziehung zu diesem aufzubauen, als Männer, die den Reitsport wirklich als SPORT an sich ausüben. Die Thesen gehen in die unterschiedlichsten Richtungen, warum Männer trotz geringer Anzahl so erfolgreich sind – für eine endgültige Klärung bedarf es wohl noch etwas Zeit und Forscherwillen. Wer seine Meinung zu diesem Thema kund geben möchte, darf sich gerne der Kommentarfunktion bedienen – ich würde mich sehr freuen 🙂

Nun aber weiter im Text und zur nächsten Frage:

Wie alt sind Reiter und Pferdebesitzer?
Die Altersverteilung bei Pferdebesitzern und Reitern.
Die Altersverteilung bei Pferdebesitzern und Reitern.

Besonders auf die Jugend wirkt der Reitsport eine ungemeine Faszination aus – das zeigt sich auch in den Daten. Ein Viertel aller Reiter, d. h. Personen die häufig reiten, sind 14 bis 19 Jahre alt. Davon besitzen aber die wenigsten ein eigenes Pferd. Dabei spiel vor allem die Kostenfrage eine entscheidende Rolle (im nächsten Absatz mehr dazu). Um trotzdem Zeit mit ihren Liebsten verbringen zu können reiten Jugendliche oft auf Schulpferden, oder Reitbeteiligungen. Weitere Faktoren, warum besonders junge Menschen reiten liegt wohl auch in der verfügbaren Zeit. Neben der Schule, die zu meist um 1 Uhr endet ist es vergleichsweise leicht ein so zeitintensives Hobby ausüben zu können. Die schrumpfende Anzahl der Reiter mit wachsendem Alter ist wohl besonders auf zwei Ursachen zurückzuführen: ein zeitintensives Hobby mit einem Vollzeitjob im Gleichgewicht zu halten ist schwer, sowie die allgemeine körperliche Verfassung, die es benötigt um den Sport ausüben zu können. Reiten ist ein gefährlicher Sport. Darüber sind wir uns nicht erst durch die tragischen Unfälle in diesem und den letzten Jahre klar geworden. Wer wackelig – ohne Muskelspannung, ohne Ausdauer auf dem Pferd sitz, der landet noch einmal um einiges schneller im Graben. Es drohen schwere Verletzungen, vor denen man sich im Alter immer mehr fürchtet.

Bei diesen Argumenten ist es ebenfalls interessant, wie alt die meisten Pferdebesitzer sind. Die meisten, die sich stolz Besitzer eines Pferdes nennen dürfen, befinden sich im Alter von 40 bis 49 Jahre. Im mittleren Alter haben wir Menschen oft alles unter Kontrolle. Wir haben einen Job, der regelmäßig gutes Geld in die Kasse bringt und eine Familie mit Kindern die oft auf mehr oder weniger eigenen Beinen stehen – einem Pferd steht also wenig mehr im Wege.

Wie viel Zeit verbringen wir Reiter und Pferdebesitzer in der Arbeit?
Berufstätige Reiter und Pferdebesitzer im Vergleich zu Deutschen allgemein.
Berufstätige Reiter und Pferdebesitzer im Vergleich zu Deutschen allgemein.

Reiten, gar der Besitz eines Pferdes, ist wie bereits im vorhergehenden Abschnitt erläutert ein teures Unterfangen. Dies lässt sich auch an den oben dargestellten Daten sehen. Über die Hälfte der Pferdebesitzer sind Vollzeit berufstätig. Die Werte liegen sogar über den gesammelten Werten aller Deutscher. Auch die Anzahl der Teilzeit bzw. stundenweise arbeitenden Personen überwiegt bei „Pferdemenschen“. Wir setzen also viel Zeit daran für unsere Vierbeiner, bzw. deren Unterhalt zu sorgen – und für die ein oder andere neue Schabracke 😉 .

Der Anteil von nicht berufstätigen ist dementsprechend sehr gering. Vor allem bei Pferdebesitzern liegt der Wert der nicht-berufstätigen deutlich unter dem deutschen Durchschnitt. Doch gehen wir noch einen Schritt weiter:

Wie viel Einkommen haben wir?
Haushaltsnettoeinkommen
Übersicht über das Haushaltsnettoeinkommen bei „Pferdemenschen“.

Die letzte Frage, die wir nun noch klären wollen ist jene wie viel Einkommen wir im Durchschnitt haben. Sowohl die Personen, die häufig reiten, als auch Pferdebesitzer gehören zu Deutschlands Top-Verdienern – die viele Vollzeit Arbeit wird also gut belohnt. Von diesem Geld versorgen wir unsere Familie, Pferd inklusive 🙂 und die vielen kleinen und großen Anschaffungen.

Das war der kleine Ausflug in die Welt der Zahlen, Daten und Fakten. Das alles sind sicherlich nur Zahlen, doch an dem Spruch „Wir Reiter sind anders als ihr Menschen“ ist sicherlich viel dran. Was uns ausmacht sind aber nicht die Daten, die sagen wie viel wir verdienen, wie viel Zeit wir mit der Arbeit verbringen – es ist viel mehr das was in uns steckt und uns alle verbindet: Die Liebe zum Pferd und zu unserem Hobby – alleinig das macht uns zu dem was wir sind.


Quellen:
[1] Ikinger, C., Wiegand, K., Spiller, A. (2014): Reiter und Pferdebesitzer in Deutschland. Diskussionspapier Nr. 1408 des Departments für Agrarökonomie und Rurale Entwicklung, Göttingen.
[2] Ranglisten der besten deutschen Reiter (Stand 2015): http://www.pferd-aktuell.de/ranglisten/ranglisten
[3] http://www.pferd.de/threads/590921-warum-sind-maenner-im-reitsport-erfolgreicher-als-frauen